Vom Slawendorf zum lebendigen Ortsteil
Die Geschichte Groß Glienickes reicht weit zurück – bis ins 13. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahr 1267. Der Name stammt aus dem Slawischen („glina“ für Lehm) und verweist auf die frühe Besiedlung durch slawische Völker, die in der wasserreichen, fruchtbaren Landschaft rund um den Groß Glienicker See lebten.
Über viele Jahrhunderte war Groß Glienicke ein Rittergut. Besonders prägend war die Zeit unter der Familie von Ribbeck, die das Gut seit dem 17. Jahrhundert bewirtschaftete. Der historische Gutspark und die barocke Dorfkirche sind noch heute sichtbare Zeugnisse dieser Epoche. Sie erzählen von einer Zeit, in der Landwirtschaft, Herrschaft und kirchliches Leben das Ortsbild bestimmten.
Das Rittergut wurde 1938 aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben und das Herrenhaus brannte 1945 ab. Im Umfeld der Kirche ist das alte Dorf noch erkennbar: Das ehemalige Bauernhaus, bis 2003 Gemeindeamt, dient heute als Pfarrhaus, und nahebei steht die frühere Dorfschule.
Das ursprüngliche Dorf und Rittergut sind sonst kaum erhalten, da viele Gebäude in den 1960er Jahren im Grenzgebiet abgerissen wurden.
Groß Glienicke in der Teilung – Leben an der Grenze
Im 20. Jahrhundert wurde Groß Glienicke Teil einer besonderen Geschichte: Die Teilung Deutschlands spiegelte sich direkt im Ort wider. Groß Glienicke war geteilt – der Großteil gehörte zum Land Brandenburg in der DDR, ein kleinerer Teil lag als Exklave in West-Berlin, im Bezirk Spandau. Die Grenze verlief mitten durch den Groß Glienicker See und trennte Familien, Freunde und Nachbarn über Jahrzehnte hinweg.
Diese Trennung prägte den Alltag und das Ortsbild nachhaltig. Der Mauerstreifen wurde zur unüberwindbaren Barriere, die Natur zum Grenzgebiet. Doch trotz der Trennung blieb die Verbundenheit der Menschen spürbar.
Der Tag der Öffnung – Ein Wendepunkt
Am 24. Dezember 1989, wenige Wochen nach dem Fall der Berliner Mauer, wurde Groß Glienicke zu einem Ort der Hoffnung und des Neuanfangs. Um 8 Uhr morgens öffnete sich einer der ersten Grenzübergänge in diesem Bereich. Menschen aus Ost und West konnten sich nach jahrzehntelanger Trennung wieder begegnen – ein bewegender Moment, der bis heute durch eine Gedenktafel am Ortseingang erinnert wird.
Das erhaltene Mauersegment am Nordufer des Glienicker Sees bildet zusammen mit einem Streckmetallzaun und zwei weiteren Mauerstücken ein einzigartiges Ensemble, das die Geschichte des Mauerbaus dokumentiert. 2014 gestalteten die Grünflächenämter von Potsdam und Spandau das Gelände als würdevollen Gedenkort, um an die Opfer zu erinnern und die Geschichte weiterzugeben. Die Gedenkstätte ist als Denkmal geschützt und gut zugänglich, unter anderem über den Mauerradweg.
Groß Glienicke heute – Tradition und Wandel
Seit der Eingemeindung im Jahr 2003 ist Groß Glienicke ein fester Teil Potsdams und hat sich weiterentwickelt – ohne seine Identität zu verlieren. Die bewegte Geschichte ist hier präsent, nicht nur in Gebäuden und Landschaft, sondern auch im Miteinander der Menschen. Vereine, Veranstaltungen und gemeinschaftliches Engagement machen Groß Glienicke zu einem lebendigen Ort, der Tradition und Moderne auf besondere Weise verbindet.